The suffering of Siddharta

It is a muggy morning just before sunrise. The man had tossed and turned in his clammy sheets and could not sleep any longer. He rolls to the edge of the bed and sits up. He palms his hands against his temples as he remembers the evening and the night. Twenty young women, beautiful as celestial nymphs, had danced for him and the guests from yesterday’s evening on [2].
Drunk with the intoxication of life, he must have fallen asleep just after midnignt. The man rubs his eyes with the palms of his hands and stares, still blind, into the darkness. He gropes for the light and lights a candle.
As he looks around, he is dismayed: men and women surround him; they lie next to and on top of each other, sleeping. Ssome with their bodies wet with trickling phlegm and spittle; some grinding their teeth, and muttering and talking in their sleep; some with their mouths open; and some with their dress fallen apart so as plainly to disclose their loathsome nakedness. The richly decorated hall reminds him of a desert corpse field. His existence seems to him like a burning house [3].

“You must break the chains by now,” a voice yells inside him.
The spot he is sitting in becomes unbearably hot. The man is jumping up and flees the place.
He shivers past the bodies and finds his way to his chamber. With trembling hands he packs eight things: Robes, three in all, a bowl for alms, a razor, needle, and a belt, and water-strainer [4].
The escape is more tempting than the life he wants to leave behind.
He quietly closes the door behind himself and takes a look into the bedroom of his wife, who holds the head of the newborn in her hands. [5]. “No! Now I will not hold my son in my arms one last time – my wife would wake up and would be able to hold me back: That may not be…”. Are you asleep, Yasodhara ⓘ, really?
The man wants to leave the house. The dark spirit of doubt[6]
tries to hold him back. “Can’t I turn back? All the pain I cause? All the comforts I have? Giving up everything – for what?” Sweat beads run down his forehead, again a shudder and swindle all over his body overcomes him. “No – it has to be…”, and with the power of an elephant [7] he opens the door [8] auf.
Without looking back [9] he tosses his luggage over his shoulder and walks towards the rising sun.

His family – the Gautama family [10] – had called the man “Siddharta” after his birth 29 years ago – “He has reached his goal”, that would be our translation.
“Siddharta Gautama” – this is the man’s full name: “He has reached his goal and is leading the flock”.
It seems his name did not bring him the promised success until he was 29 years old.
Siddharta had grown up in the household of an Indian “Raja”. Although this title is often translated as “king”, the father’s position is more comparable to the president of a German governmental district [11].
The father, Suddhodana Gautama, has specific ideas about what his son should become. He would like to see Siddharta succeed him as regent.
TRANSLATION IN PROGRESS
„Ich möchte meinen Sohn sehen, wie er über die von zweitausend Inseln umgebenen vier Erdteile die Herrschaft, die Gewalt, die Regierung ausübt...“ [12]
Siddharta erlebte seine Kindheit und Jugend als herrschaftlich:
„Ich lebte in Vornehmheit, äußerster Vornehmheit, völliger Vornehmheit. Ich hatte drei Paläste, für jedes Wetter einen. Ich aß das vornehmste Essen und trug die vornehmsten Kleider. Von Geburt an war ich umgeben von den schönsten Frauen und den stärksten Männern…” [13]
Der Palast bot Vornehmheit – und scheinbare Sicherheit. Für Siddharta jedoch war die Vornehmheit nur ein Umhang, der jederzeit von ihm genommen werden konnte – und alle würden die Angst und den Zweifel sehen, die sich des Kindes früh bemächtigt hatten.
Es war damals gewesen, als Siddharta zum ersten Mal neben seinem Vater sitzen durfte: Der Regent schaute seinen lieben Sohn an, umarmte ihn, setzte ihn auf seinen Schoß und ließ sich erfreut auf seinen Sitz nieder. In diesem Augenblick wurden vier Räuber herbeigebracht; von diesen verurteilte der Vater den einen zu tausend Hieben mit dornenbesetzten Peitschen, den andern zur Fesselung und Aufbewahrung im Gefängnis, den dritten dazu, dass sein Körper mit Spießen zerstochen werde, den vierten zur Pfählung. Da bekommt Siddharta, der schon von Natur ängstlich ist, noch mehr Furcht: „Meine Vorfahren taten grausame, die Hölle verdienende Taten. Wenn ich meinen Vorfahren, meinem Vater, folge und deren Leben weiter so lebe, werde ich in der Hölle wiedergeboren werden und schweres Leid erdulden.“ Als er so überlegte, befiel ihn noch größere Furcht. Sein goldfarbener Körper wurde missfarbig und welk wie eine Lotosblume, die man mit der Hand berührt.
Angst und Zweifel haben Siddharta als Wohnung genommen, indem sie seine Gedanken so lenken:
„Zu vertrocknen und zu sterben ist besser für mich als auf den Thron zu kommen. Wie kann ich mich wohl aus diesem Räuberhause befreien?“ [14]

Von nun an stellt sich der junge Siddharta – zumindest zeitweise – taub und stumm [15] gegenüber Vergnügungen und Sinnesfreuden des Palastes. Mit kritischer Gründlichkeit [16] untersucht er stattdessen die Bedingungen seines Lebens.
Wie genau er auch beobachtet, wie unterschiedlich er seine Experimente anordnet und die Gelehrten seiner Zeit fragt [17], er stellt als Tatsache fest:

„Es gibt einen schmalen, sicheren, hinüberführenden, alten Weg zur Erlösung. Auf ihm ziehen die Weisen, die Brahmakenner zum Himmel empor, zur Freiheit vom Leiden."
Der Archetyp des Mönches war Prinz Siddharta bekannt, aus den Upanishaden und Brahmanas der Spätveden [22] und den eigenen Begegnungen [23]. Ganz bestimmt hat er als Kind und Jugendlicher sogenannte Samanas in der Stadt Kapilavastu getroffen. Die Samanas hatten allen Besitz aufgegeben, wanderten umher, lebten von Almosen und suchten die Erlösung vom Kreislauf der Wiedergeburten.
Siddharta stellte sich vor, wie es wäre, wenn er selbst diesen Weg der Samanas zur Suche wählen würde:

Es mag Jahre gedauert haben, in denen Siddharta mit diesen Fragen gekämpft hat – in der Vorstellung, wie es wäre, wenn…
Vielleicht ist es kein Zufall, dass er mit seiner “Welt-Flucht” gewartet hat, bis er seiner Familie einen Sohn und Nachfolger gezeugt hatte. Vielleicht ist es umgekehrt kein Zufall, dass die Ehe mit Yasodhara dreizehn Jahre kinderlos geblieben war? Die Erzählungen geben jedenfalls viele Hinweise, dass die Geburt seines Sohnes, den er Rahula (Fessel) nannte, in engem zeitlichen Zusammenhang mit seinem Aufbruch in die Hauslosigkeit stand.
Viele Jahre später, als er der Buddha geworden war, beschreibt er den Moment des Aufbruchs nüchtern:
„Auf der Suche nach dem höchsten Zustand erhabenen Friedens, rasierte ich mir Kopf- und Barthaar ab, zog die gelbe Robe an und ging von zu Hause fort in die Hauslosigkeit, obwohl meine Mutter und mein Vater das nicht wünschten und mit tränenüberströmtem Gesicht weinten." [25]
Wir wissen nicht mit Sicherheit, ob sich der Aufbruch des Siddharta in die Hauslosigkeit so zugetragen hat, wie im Jataka geschildert: Heimlich und in der Nacht. Anzunehmen ist, dass Siddharta seinen Wunsch mit seiner Familie besprochen hatte – und dass er mit seinem Weggang großes Leid verursachte. Aus den Sutren wissen wir, dass nicht nur seine Eltern “mit tränenüberströmten Gesicht weinten”, sondern dass in Familie, bei Freunden und im Volk Unverständnis, Wut und Vorwürfe laut wurden [26]:
Siddhartas Mutter klagte:
„Ein Unglück war’s für mich, dass ich deine Mutter bin [§4]
dass ich dir das Leben gab,
weil du auf meine Klagen
nicht Rücksicht nehmend […] die Welt verlässt.” [§5]
Sein Vater sagte:
„Was ist dies für eine Tugend
und was für eine Weltflucht […],
dass du auf uns zwei Alten
nicht Rücksicht nehmend, […] die Welt verlässt?“ . [§6]
und er ermahnt Siddharta, an sein Kind zu denken:
„Du hast Söhne auch
in zartem Alter, nicht erwachsen;
wenn diese Lieben dich nicht sehen,
befällt sie, glaub ich, großes Leid.“ [§7]
Seine Ehefrau sagte:
„Ein Unglück war’s für mich,
[…], dass ich deine Gattin wurde,
weil du auf meine Klagen
nicht Rücksicht nehmend, […] die Welt verlässt. [§11]
Alle – Familie, Freunde und Volk – stellen die gleiche Frage:
„Ist denn dein Herz dir ganz gespalten
oder hast du zu uns kein Mitleid,
dass du auf uns, die Weinenden,
nicht Rücksicht nehmend, […] die Welt verlässt?“. [§9]
Des Buddhas Antwort klingt herzlos, obwohl er Mitgefühl beteuert:
„Nicht ist mein Herz mir ganz gespalten
und Mitleid fühl ich gegen euch;
doch da ich nach dem Himmel strebe,
darum will ich die Welt verlassen.“ [§10]
und er legt nach:
„Von diesem meinen Kinde auch,
dem schönen, und auch von euch allen
muss ich mich ja doch später trennen.“ [§8]
Seine Freunde und Vertrauten fassen die Gefühle aller Zurückgelassenen zusammen:
„Was sagst du da so Sonderbares?
Du stößt uns einen Speer ins Herz.” [§2]
Stellvertretend für alle, die diesen Speer im Herzen fühlen, ist es das edle weiße Pferd des Siddharta, das tödlich getroffen ist vom Weggang des Siddharta: der Hengst, Kanthaka, geht außer Sehweite, und da er seinen Kummer nicht zu ertragen vermag, bricht ihm das Herz und er stirbt. [27]
„Die Welt verließ [Prinz Siddharta]
und gab auf dieses Reich;
mit gelben Kleidern angetan
wandelt er einsam wie ein Elefant.“ [11]

[16] Hans Wolfgang Schumann, Der historische Buddha. Leben und Lehre des Gotama, Diederichs gelbe Reihe 73, 7. Auflage, München 1999, S. 35 f.: Ob Siddhartha zu den Lesekundigen gehörte, ist fraglich. Zwar behauptet eine späte Legende, er habe seinen Lehrer durch die Leichtigkeit verblüfft, mit der er die indischen Alphabete beherrschen lernte, – Tatsache ist aber, daß der Päli-Kanon keinen Hinweis enthält, daß der Buddha des Lesens mächtig war. Lesen zu können wurde zu seiner Zeit als nützliche, indes nicht zur Elementarbildung gehörige Fertigkeit betrachtet, zumal es in Ermanglung geeigneten Schreibmaterials noch keine niedergeschriebenen Bücher gab[…]. Die Einstellung des erwachsenen Siddhattha zu der Frage wird aus seiner Weisung an den Orden deutlich, daß sich für einen Mönch die Ausübung von Fertigkeiten wie u.a. des Schreibens nicht gezieme; der Mönch habe allein auf Erlösung bedacht zu sein (Udana 3,9: “Wer ohne eine Kunst auszuüben dahinlebt, ohne Last, auf sein Heil bedacht, ein in jeder Hinsicht erlöster Sinnenzügler), – der heimlos Lebende, dem nichts angehört, der Wunschfreie, der, nachdem er Mára geschlagen hat, allein wandelt, – der ist ein Mönch.” [UDANA – Das Buch der feierlichen Worte des Erhabenen. Eine kanonische Schrift des Páli-Buddhismus. In erstmaliger deutscher Uebersetzung aus dem Urtext von DR. KARL SEIDENSTÜCKER].
Aus Siddhatthas lebenslangem Interesse an geistigen und geistlichen Dingen darf man schließen, daß ihm die Aneignung des für einen Khattiya-Sproß wichtigen Lernstoffes wenig Mühe bereitete. Sehr gefördert wurde seine Ausbildung durch häufige Anwesenheit bei Ratssitzungen und Gerichtsverhandlungen, bei denen sein Vater präsidierte. Die Ratshalle schulte Siddhatthas Intelligenz und erzog ihn zu Gewandtheit und Präzision des Ausdrucks.
Mit seiner geistigen Entwicklung parallel ging freilich die Entfaltung von Charaktereigenschaften, die seinen realistisch denkenden Vater beunruhigt und als vermeintliche Schwächezeichen befremdet haben mögen, nämlich Empfindsamkeit und ein Hang zur Reflexion, vielleicht Grübelei. Die Einsicht, daß das Leben nicht immer erfreulich ist und hinter allem Glück (sukha) Vergänglichkeit und Leid (dukkha) lauern, kam Siddhattha nicht erst kurz vor seinem Auszug in die Hauslosigkeit, wie die Legende uns glauben machen will, sondern überfiel ihn bereits als Jugendlichen, als er, frei von äußeren Sorgen, noch in der Obhut der Familie lebte.
Der zum Buddha gewordene Siddharta berichtet von dieser Zeit im Anguttara Nikaya 3.38 – Sukhamala Sutta: Vornehmheit:
Auch wenn ich mit solch einem Glück bestückt war, solch völliger Vornehmheit, kam dieser Gedanke in mir auf: ‘Wenn ein Ununterrichteter, Allerweltsmensch, selbst dem Tod unterworfen, den Tod nicht überwunden, andere tot sieht, ist er entsetzt, gedemütigt und angewidert, vergesslich gegenüber sich selbst, daß auch er dem Tod unterworfen ist, den Tod nicht überwunden hat. Wenn ich, der ich dem Tod unterworfen bin, über den Tod nicht hinaus, entsetzt, gedemütigt und angewidert wäre, würde das für mich nicht passen’ Als ich das bemerkte, fiel die [typische] Berauschtheit einer Person am Leben, gänzlich von mir ab. | ↑
[17] Der Buddha hatte vor seiner Erleuchtung fünferlei Lehrer, so heißt es im Milandaphana 4.6.1 (Die Fragen des Milinda): Jene acht Brahmanen, o König, die bei dem eben geborenen Bodhisatta die körperlichen Merkmale untersuchten – als wie Kāma, Dhaja, Lakkhana, Mantī, Yañña, Suyāma, Subhoja und Sudatta – und die über sein Wohlergehen berichteten und seine Überwachung übernahmen: diese waren seine ersten Lehrer.
Fernerhin: der Brahmana Sabbamitta, der aus edlem, vornehmen Geschlechte stammte und ein Sprachkundiger war, ein Grammatiker, in den sechs Hilfsbüchern des Veda bewandert, den des Bodhisattas Vater Suddhodana zu jener Zeit holen ließ und, während man das Weihwasser aus einem goldenen Gefäße ausgoß, dem Knaben als Lehrer übergab: dieser war sein zweiter Lehrer.
Jene Gottheit fernerhin, die den Bodhisatta in Unruhe brachte und deren Worte vernehmend, der Bodhisatta in Unruhe und Erregung geraten, in jenem Augenblicke hinauszog und dem Weltleben entsagte: diese war sein dritter Lehrer.
Fernerhin – nach dem Aufbruch in die Hauslosigkeit: Alāra Kālāma, der ihm den Weg zum meditativen Gebiet der Weder-Wahrnehmung-noch-Nicht-Wahrnehmung (siehe jhāna) wies: dieser war sein vierter Lehrer.
Sein fünfter Lehrer aber war Uddaka Rāmaputta.
Wir zählen diesem Bericht nach 10 Lehrer bevor der Buddha in die Hauslosigkeit ging. | ↑
[22] Der Brahmana Sabamitta, in den Veden bewandert, war einer von Siddhartas frühesten Lehrern (vgl. Fußnote 17 und hier: Milandaphana 4.6.1 (Die Fragen des Milinda)). Von Sabamitta wird Siddharta auch das Brihadaranyaka-Upanishad (siehe auch hier) gekannt haben, in dem es heißt: Es gibt einen schmalen, sicheren, hinüberführenden, alten Weg…, den ich gefunden habe. Auf ihm ziehen die Weisen, die Brahmakenner zum Himmel empor, zur Erlösung.
Auf ihm, sagt man, ist Weißes, Blaues, Gelbes, Grünes, Rotes. Das ist der Weg, der durch das Brahman gefunden ist; auf ihm geht der Kenner des Brahman gluterfüllt und fromme Werke tuend. | ↑